ImProfil Erfurt 2013 - page 18-19

“Tat“kräftig – Lebenslanges Lernen –
Qualifikation steht hoch im Kurs
Welche Vorteile bietet Erfurt im Be-
reich der Fachkräfte Unternehmen,
die sich hier in den Branchen Lo-
gistik, High-Tech, Medien, Informa-
tik oder Dienstleistungen ansiedeln
möchten?
Durch die Lage in der Mitte Deutsch-
lands und Europas bietet Erfurt at-
traktive logistische Bedingungen
und wird deshalb von Unternehmen
häufig in Standortüberlegungen bei
Neuansiedlungen einbezogen. Der
Wirtschaftsstandort wird von kleinen
und mittleren Unternehmen geprägt.
Den Hauptanteil stellen Firmen mit
bis zu zehn Arbeitsplätzen. Die dyna-
mische Entwicklung der Stadt Erfurt
führt zu einer hohen Einpendler-
quote. Wichtige Pendlerverflechtun-
gen bestehen zwischen Erfurt und
Weimar, dem Weimarer Land, Gotha,
Sömmerda und dem Ilm-Kreis.
Kann man die Qualifizierung der Per-
sonalkraft im Raum Erfurt beschrei-
ben bzw. beziffern?
Erfurt stellt sich als moderner Uni-
versitäts- und Hochschulstandort mit
breiten Bildungs- und Ausbildungs-
angeboten dar. Insgesamt ist in der
Stadt Erfurt der Anteil der Beschäf-
tigten mit höherer Qualifikation mit
15,6 Prozent deutlich größer als in
Thüringen mit 10,1 Prozent. Auch un-
ter den arbeitslosen Menschen ist die
überwiegende Mehrheit gut qualifi-
ziert. Von 9.300 Menschen ohne Job
im Mai 2013 hatten 71 Prozent eine
abgeschlossene Berufsausbildung.
Ebenfalls 70 Prozent bringen aktuel-
le Berufserfahrung mit und waren nur kurzzeitig
ohne Arbeit.
Wie entwickeln sich die Zahlen der offenen Stellen
bzw. wieviele Fachkräfte stehen dem Arbeitsmarkt
zur Verfügung?
Dass sich die Region gut entwickelt und die letz-
ten Unternehmensansiedlungen sehr erfolgreich
verlaufen sind, zeigen die offenen Stellen. Knapp
12.000 freie Stellen meldeten Unternehmen aus
Erfurt während des gesamten Jahres 2012. Damit
ist seit 2007 in jedem Jahr die Zahl der neuen Stel-
len gewachsen. In den letzten Jahren ist die Ar-
beitslosigkeit kontinuierlich gesunken, zuletzt bis
auf eine Arbeitslosenquote von 8,7 Prozent (Mai
2013). Damit waren 9.251 Menschen ohne Arbeit,
zählt man jedoch die Menschen in einer berufli-
chen Weiterbildung etc. dazu, so ergibt sich ein
Fachkräftepotential von 12.500 allein in der Lan-
deshauptstadt. Aufgrund der guten Verkehrs- und
Infrastruktur können Unternehmen auf Potentiale
aus den Regionen Sömmerda, Weimar und Weima-
rer Land sowie dem Ilm-Kreis zurückgreifen. Das
sind über 30.000 jobsuchende Menschen. Anhand
„Die Stadt Erfurt und das Umland bieten gut qualifizierte Fachkräfte, attraktive
Lebensbedingungen sowie Know-how in der Weiterbildung und Qualifizierung. Ge-
rade im Zuge von Neuansiedlungen und Unternehmenserweiterungen können durch
eine detaillierte Absprache und Personalplanung zwischen dem Unternehmen und
der Agentur für Arbeit bzw. dem Jobcenter Mitarbeiter mit den erforderlichen Quali-
fikationen gesucht sowie bei Bedarf weitergebildet werden“, sagt Beatrice Ströhl, Vor-
sitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Erfurt.
Zahlreiche namhafte Unternehmen haben sich in den vergange-
nen Jahren im Raum Erfurt mit ihren Zentralen, Produktionsstät-
ten, Lagerhallen oder Tochtergesellschaften angesiedelt. Ob auf
Großgewerbeflächen, in kleinteiligen Parzellen, Büroobjekten,
Produktions- und Lagerflächen – der Wirtschaftsstandort bietet
nicht nur in der Raumfrage maßgeschneiderte Lösungen.
Auch in Sachen Personal und Qualifizierung beherbergt Erfurt
als Universitätsstadt, Hochschulstandort der angewandten Wis-
senschaften und mit der Adam-Ries-Fachhochschule mit ihrem
dualen Studienkonzept insgesamt gut 10.000 Studierende als
hochqualifiziertes Potential. Die Bildungs- und Forschungsein-
richtungen fördern die regionale Fachkräftesicherung, Unter-
nehmensgründungen und den Transfer zwischen Wirtschaft und
Wissenschaft. Hier entstehen Netzwerke und Cluster, die praxis-
orientiert nach neuen Lösungen suchen, Ressourcen bündeln,
kooperative Systeme entwickeln, weiterbilden, qualifizieren, Er-
fahrungen austauschen und den Unternehmen somit als zusätz-
liche „weiche Wirtschaftsfaktoren“ zur Verfügung stehen.
Insbesondere Hochtechnologieunternehmen wurden
in den vergangenen zwanzig Jahren durch das wis-
senschaftlich technische Know-how der Thüringer in-
spiriert und siedelten ihre Standorte im Freistaat an.
Heute umfasst das Spektrum des Technologiestand-
ortes Erfurt die Mikrosystemtechnik, Mikroelektronik,
Photovoltaik und Sensorik. Das Forschungs- und In-
dustriezentrum Erfurt (FIZ), SolarInput und Solarval-
ley Mitteldeutschland sowie die Clusterinitiative „Mi-
kro-Nanotechnologie Thüringen e.V.“ belegen die gute
Zusammenarbeit.
Darüber hinaus hat sich die Thüringer Agentur für Fach-
kräftegewinnung – kurz ThAFF – die Sicherung von
Fachkräften und deren bedürfnisorientierte Qualifizie-
rung auf die Fahnen geschrieben. Sie ist Ansprechpart-
ner in allen Fragen von Beruf und Karriere insbeson-
dere für Rückkehrer, Pendler und „Neuthüringer“ und
beschäftigt ausgewiesene Experten in den Bereichen
Personal-, Demografie- und Bewerbungsmanagement.
Komplementäre Kernkompetenzen und kontinuierliche
Weiterbildung sichern ein Leistungsangebot für sich
ansiedelnde Unternehmen auf höchstem Niveau. Gleichzeitig
suchen das Thüringer Wirtschaftsministerium und die Bundes-
agentur für Arbeit tatkräftig mit Kampagnen wie „Thüringen
braucht dich“
) nach Fach-
kräften. Die Initiative bietet unabhängig davon, ob man arbeits-
los oder in Beschäftigung ist, Aus- oder Weiterbildung an. Sie
umfasst Angebote für die Erstausbildung, Weiterbildung und
Zusatzqualifizierung, die über die Arbeitsagenturen, die Kam-
mern und die Gesellschaft für Arbeits- und Wirtschaftsförderung
(GFAW) getragen werden. Gerade Unternehmen sollen mit der
Initiative darin unterstützt werden, benötigte Fachkräfte zu ak-
quirieren bzw. zu qualifizieren, die Bindung der Beschäftigten an
das Unternehmen zu erhöhen, Förderung für Aus- und Weiter-
bildung passgenau dort einzusetzen, wo sie gebraucht wird und
Qualitätsstandards in der Produktion oder bei Dienstleistungen
durch Qualifikation des Personals weiterzuentwickeln.
(np)
der Beschäftigtendaten offenbart
sich die gute Entwicklung. Seit 2005
stieg die Zahl der sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten in der
Landeshauptstadt kontinuierlich.
Knapp 103.000 Menschen sind ver-
sicherungspflichtig in der Stadt be-
schäftigt. Das sind über 8000 mehr
als 2005.
Beatrice Ströhl
Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Erfurt
Und zum Abschluss vielleicht noch
eine Frage: Welche Karrierechancen
können wir jungen, qualifizierten
Menschen bieten, um hier zu blei-
ben?
In der Stadt Erfurt sind die Chan-
cen auf dem Ausbildungsmarkt für
Schulabgänger so gut wie noch nie.
Durch den Geburtenknick sank die
Zahl der Ausbildungsbewerber und
gleichzeitig meldeten Unternehmen
mehr Ausbildungsplätze als in den
Vorjahren. Zum Abschluss des Be-
rufsberatungsjahres 2012 im Sep-
tember standen 1.520 Ausbildungs-
plätze 1.164 Bewerber gegenüber.
Unternehmen suchen motivierten
Nachwuchs, um ihn im Unternehmen
weiterzuentwickeln und aufzubauen.
Für Studieninteressierte bietet die
Region Erfurt, bis nach Weimar, Jena
und Ilmenau, mit erstklassigen Hoch-
schulen ein sehr breites und qualita-
tiv hochwertiges Angebot.
(ls)
Fotos: Andreas Hultsch
Foto: Bundesagentur für Arbeit Erfurt
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