ImProfil Erfurt 2013 - page 12-13

Schon 768 n. Chr. trafen in Erfurt die
zwei größten Handelswege der da-
maligen Zeit aufeinander – die Via
Regia führte die Händler von Ost
nach West, während die Völkerstraße
eine Verbindung zwischen Norden
und Süden herstellte. So günstig ge-
legen war Erfurt nicht nur für Handel
und Gewerbe, sondern auch für Mili-
tär und damit für die Logistik inter-
essant.
Im Zusammenspiel aus Lagerung und
Transport steht und fällt jedoch jeder
noch so gut geplante logistische Pro-
zess mit der örtlichen Infrastruktur.
Hier punktet die Landeshauptstadt
mit ihrer genialen zentralen Lage.
Zwar heißt die ehemalige Via Re-
gia A4 bzw. dient die A 71 als neue
Nord-Süd-Verbindung, aber die Ge-
setze des alten Handels gelten noch
heute.Die ausgezeichnete Anbindung
an Straße, Schiene und den Luftraum
sorgen für Qualität und Quantität
und somit für den Erfolg der angesie-
delten Logistikunternehmen.
Doch nicht nur der Erfurter Ring
mit seinen zwölf Anschlussstellen
ermöglicht zügige Transportwege
und -zeiten. Auch das Güterverkehrs-
zentrum (GVZ) verknüpft das ausge-
baute Straßennetz mit einem hoch-
modernen Bahnterminal, um den
kombinierten Ladeverkehr noch ef-
fizienter zu gestalten. Als Eisenbahn-
knotenpunkt zwischen Frankfurt und
Leipzig sowie Berlin und München
sorgt die Landeshauptstadt für kurze
Wege und trägt so eingebunden in
das transeuropäische Netz zu einer
schnellen Verbindung zwischen den
Ostsee- und Mittelmeerhäfen bei.
Was nicht auf Schienen oder Stra-
ßen transportiert wird, kommt dank
des 24-Stunden- und Allwetterflug-
betriebs (Kategorie 3b) des Erfurter
Flughafens trotzdem schnell und
sicher an. Damit bietet er nicht nur
vielfältige Flugziele für den privaten
Urlaub oder die nächste Dienstreise,
sondern vor allem dank Air- und Road
Hub einen weltweiten Expressver-
sand von Waren im internationalen
Frachtflugnetz.
Die Vermittlung des nötigen Fach-
wissens, um alle logistischen Mög-
lichkeiten in Erfurt optimal aus-
schöpfen zu können, übernimmt der
Fachbereich Verkehrs- und Trans-
Historischer Knoten“Punkt“
portwesen der Fachhochschule Er-
furt und die beiden Institute „Verkehr
und Raum“ sowie „proTUL“ (Institut
für Produktion, Transport, Umschlag
und Lagern) mit ihrem Forschungs-
schwerpunkt auf intelligenter Lo-
gistik. Auch duale Studienangebote
an der Adam-Ries-Fachhochschule
und der Berufsakademie Gera bieten
hervorragende Bedingungen für mo-
tivierte, gut ausgebildete Fach- und
Führungskräfte im Logistikbereich.
Wer als alter Hase im Logistikge-
schäft nach neuen Ansätzen und
Erfahrungsaustausch sucht, ist
beim Logistiknetzwerk Thüringen
goldrichtig. Die Initiative von Unter-
nehmen und Spezialisten berät und
unterstützt bei allen Fragen rund
um Kontraktlogistik, Fullfilment, Pro-
jektentwicklung, Transport und Spe-
dition, Wissenschaft und Forschung,
Personal, IT und Software, Aus- und
Weiterbildung und vielen anderen
logistischen Dienstleistungen. Dort
werden alle angesprochenen Inter-
essengruppen an einen Tisch geholt
und gemeinsam Lösungen für ver-
schiedenste logistische Problemstel-
lungen erarbeitet.
(np)
Antworten von Uwe Ratajczak, als Geschäftsführer der Koch, Neff & Volckmar GmbH (KNV)
und der Koch, Neff & Oetinger Verlagsauslieferung GmbH (KNO VA) verantwortlich für das
Ressort Logistik.
Was waren für Sie die entscheiden-
den Faktoren bei Ihrer Standortwahl
und welche davon hat Thüringen/
Erfurt erfüllt?
Wir haben in unsere bestehenden
Standorte kontinuierlich investiert
und immer wieder bestehende Struk-
turen erneuert und verbessert, die
inzwischen aber ausgereizt sind.
Wirklich relevante und notwendige
Verbesserungen - so wie sie der ver-
änderte Buchmarkt von uns verlangt
- können wir nur noch mit einer zen-
tralen und modernen Logistik errei-
chen. Ausschlaggebend für die Regi-
on Erfurt als Logistikstandort waren
neben der zentralen Lage in der
Mitte Deutschlands, der guten Ver-
kehrsanbindung und Erreichbarkeit
der Kunden auch die positive Ent-
wicklung der Region und ihre über-
durchschnittliche Perspektive für
die Zukunft.
Wie sehen Sie Thüringen im natio-
nalen Standortvergleich und gegen
welche anderen Standorte hat sich
Thüringen durchgesetzt?
Wir haben uns auch einige mögliche
Standorte in Hessen angesehen, die
sich uns von der Lage und der Grund-
stückeignung attraktiv dargestellt
haben.Ich bin überzeugt,dass sich Er-
furt dank seiner geografischen Lage
zu einem der wichtigsten Standorte
für Logistik und E-Commerce inner-
halb des deutschsprachigen Raums
entwickeln wird.
Siedeln sich evtl. auch einige Ihrer
Zulieferer an?
Davon gehen wir aus, insbesondere in
Bereichen ergänzender Lagerkapazi-
täten als Außenlager, Verbrauchsma-
terialien wie Kartonagen und in Ser-
vicebereichen, wie Personalleasing,
Kantine und Facility-Management.
Finden Sie genügend Fachkräfte?
Unsere Führungsmannschaft für Er-
furt bauen wir derzeit schon auf. Wir
haben bereits Stellenanzeigen für
Führungskräfte bei der Thüringer
Agentur für Fachkräftegewinnung
geschaltet und erhalten schon Be-
werbungen. Eine Reihe junger, örtlich
flexibler Mitarbeiter haben wir aus
der Region nach Stuttgart geholt, um
diese bei uns auszubilden und dann
mit ihnen nach Erfurt zu gehen. Die-
sen Weg werden wir bedarfsgerecht
weiter intensivieren. Bisher haben
wir schon einige Führungskräfte aus
Erfurt bzw. Thüringen eingestellt, die
am Standort Stuttgart eingearbeitet
werden und bei Inbetriebnahme am
Standort Erfurt ihre Tätigkeit fortset-
zen. Mit weiteren Bewerbern sind wir
bereits im Gespräch. Ebenso beste-
hen Kontakte zur FH Erfurt und BA
Gera. Sehr erfreulich ist die Begeis-
terung und Zusage eines großen An-
teils bestehender Führungskräfte, an
den neuen Standort mitzukommen.
Damit ist der notwendige Know-how-
Transfer abgesichert. Sehr wichtig ist
es aber für uns, eine gesunde und
passende Mischung von bisherigen
und neuen Führungskräften mit Per-
sönlichkeiten aus Erfurt bzw. Thürin-
gen zu bilden.
Wir schaffen in Erfurt insgesamt
1.000 modernste Arbeitsplätze mit
einer optimalen Ergonomie und
Arbeitssicherheit. Als berechenba-
res, traditionsreiches, gesundes und
innovatives Familienunternehmen
bieten wir unseren Mitarbeitern eine
interessante Perspektive. Unsere
zahlreichen Gespräche mit Erfurter
Behörden und mit Bewerbern bestä-
tigen dies.
Wurden Sie bei Ihrer Ansiedlung sei-
tens des Landes oder/und der Stadt
besonders unterstützt?
Die Behörden haben durch ihre
schnelle und pragmatische Arbeit
erheblich dazu beigetragen, dass
wir unseren Wunsch, ein neues, mo-
dernes Logistikzentrum zu schaffen,
nun in Erfurt realisieren können. Wir
haben uns sehr darüber gefreut, mit
welch offenen Armen wir empfangen
wurden. Mit großem Einsatz und En-
gagement haben die beteiligten Äm-
ter und Behörden dazu beigetragen,
dass wir jetzt die neue logistische
Heimat unseres Familienunterneh-
mens in Erfurt aufbauen.
Neben den bekannten und schon dargestellten
Vorteilen von Erfurt hat sicherlich die avisierte
Förderung unserer Ansiedlung zur Entscheidung
für Thüringen und Erfurt beigetragen. Wir erhalten
eine Förderung unseres Projekts durch den Frei-
staat Thüringen in einer Höhe von rund 22 Mio.
€. Seit 1829 ist das die erste Förderung unserer
Unternehmen. Einen Ausgleich für die Enteignung
unserer Unternehmen in Leipzig haben wir nach
der Wiedervereinigung nicht erhalten und auch
nicht beantragt. Daher freuen wir uns jetzt sehr
über diese Unterstützung für unsere Ansiedlung in
Erfurt.
Wie sind Ihre Erwartungen an den Standort?
Die Zentralisierung der Logistik ist das größte Pro-
jekt in unserer Unternehmensgeschichte seit 1829.
Erfurt wird für uns zusammen mit der zentralen
Verwaltung in Stuttgart der wichtigste Standort
mit dem Herzstück unserer Logistik.
Wir schöpfen in Erfurt erhebliche Vorteile, weil wir
durch die Zentralisierung konsequent Synergien
innerhalb unserer Unternehmensgruppe nutzen
können. Dadurch schaffen wir uns am Markt ein
Alleinstellungsmerkmal einer vernetzten effizi-
enteren Supply-Chain zwischen Buchgroßhandel,
Verlagsauslieferung und weiteren logistischen
Dienstleistungen wie Zentrallager und zentralem
Wareneingang. KN Logistik wird ein Höchstmaß
an Synergien für seine Handelspartner bieten. Für
den wachsenden Umsatzanteil unserer E-Com-
merce-Kunden werden wir durch eine optimale
Einspeisung in die Transportnetzwerke schnel-
ler. Durch den bis zu 6 Stunden späteren Annah-
me-Schluss bei einem der leistungsfähigsten
DHL-Verteilzentren in Nohra werden wir unsere
Tagfertigkeit von derzeit ca. 40% auf bis zu 80%
steigern.
(jm)
Foto: © KNV
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Foto: Thomas Bolz
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